Geschichte der Medizin

Christiane Herzog

Die Gründerin der Christiane Herzog Stiftung

Von Ernst Probst

Um die Linderung der Leiden von Mukoviszidose-Kranken hat sich die frühere deutsche Präsidentengattin Christiane Herzog (19362000), geborene Krauß, große Verdienste erworben. Sie gründete 1986 die Mukoviszidose-Hilfe e. V., die sie 1997 in die Christiane Herzog Stiftung umwandelte. Außerdem engagierte sich die First Lady in anderen sozialen Organisationen. Christiane Krauß wurde am 26. Oktober 1936 in München geboren. Ihr Vater Paul Krauß gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg der Bekennenden Kirche, einem Zusammenschluss evangelischer Christen in Deutschland gegen die nationalsozialistische Manipulierung der Kirche, an. Während des gesamten Zweiten Weltkrieges (19391945) wirkte Paul Krauß als Militärpfarrer der bayerischen 7. Division.

Nach Kriegsende war Pfarrer Paul Krauß ab September 1945 zunächst evangelischer Gemeindepfarrer in Berchtesgaden (Oberbayern) und ab 1949 Dekan in Landshut (Niederbayern). In Berchtesgaden musste er eine besonders schwierige Gemeinde betreuen. Dort lebten Hinterbliebene von Widerstandskämpfern, die am 20. Juli 1944 ums Leben gekommen waren sowie Familien von Kriegsverbrechern.

Im Elternhaus von Christiane Herzog herrschten Zucht und Ordnung, jedoch nicht durch Strenge, sondern durch Güte. Die Pfarrerstochter besuchte in München und Hindelang (Allgäu) die Grundschule, in Berchtesgaden und Landshut das Gymnasium. 1955 machte sie das Abitur, und anschließend studierte sie Pädagogik in München. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als Hauswirtschaftslehrerin an einer Sonderschule.

Christiane Krauß hat ihren späteren Mann Roman Herzog bereits am humanistischen Gymnasium in Landshut kennen- und lieben gelernt. Herzog ging von 1944 bis 1953 auf das humanistische Gymnasium, sein Abiturzeugnis weist in allen elf Fächern die Note Sehr gut aus und bescheinigt ihm zähe Strebsamkeit.

1956 haben sich Christiane Krauß und Roman Herzog verlobt. Christianes Vater war damals in Landshut der Religionslehrer von Roman Herzog. Der protestantische Geistliche bestand darauf, der künftige Schwiegersohn müsse vor der Hochzeit seine Ausbildung abschließen. Nach der kürzesten zulässigen Studienzeit von sieben Semestern legte Roman Herzog das Juraexamen mit der Note Sehr gut ab. 1958 traute Christianes Vater das Paar, wobei der Bräutigam mit Doktortitel vor den Altar trat.

Christiane Herzog gab vor der Geburt ihres Sohnes ihren Beruf als Hauswirtschaftslehrerin auf und organisierte den Haushalt, während ihr Ehegatte als Jurist und Politiker eine steile Karriere machte. 1959 brachte sie ihren ersten Sohn Markus zur Welt, 1964 den zweiten Sohn Hans Georg. 1965 wurde Roman Herzog Ordinarius an der Freien Universität Berlin. 1966 ging die Familie Herzog nach Berlin und 1969 nach Heidelberg. Ab 1971 wirkte Roman Herzog als Rektor der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, wo das junge CDU-Mitglied vom damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Helmut Kohl entdeckt und 1973 mit der Leitung der Bonner Landesvertretung betraut wurde.

Zwischen 1978 und 1983 lebte die Familie in Stuttgart, wo Roman Herzog zunächst das Amt des Kultusministers und später des Innenministers von Baden-Württemberg bekleidete. 1983 zog das Ehepaar Herzog nach Karlsruhe um. Dort arbeitete Roman Herzog anfangs als Vizepräsident und ab 1987 als Präsident des Bundesverfassungsgerichts (BVG). Im Mai 1994 hat die Bundesversammlung Roman Herzog als Nachfolger von Richard von Weizsäcker zum neuen Bundespräsidenten gewählt und am 1. Juli 1994 vereidigt.

Der neue Bundespräsident siedelte mit seiner Frau in das Schloss Bellevue, den ersten Amtssitz des Bundespräsidenten, über. Der Umzug nach Berlin war der achte im Dienste von Staat und Politik. Bonn wurde 1994 der zweite Amtsitz. Hier wohnte das Ehepaar möbliert in der Villa Hammerschmidt. In Berlin kaufte Christiane Herzog gern auf dem Moabiter Markt ein und ging selbst zur Post, wo sie sich wie andere Kunden vor dem Schalter in der Schlange anstellte.

Christiane Herzog war es bereits seit ihrer Kindheit gewohnt, Verantwortung für die Schwachen in der Gesellschaft zu tragen. Als ihr Mann die Bonner Landesvertretung von Rheinland-Pfalz übernahm, fuhr sie für die Aktion Essen auf Rädern in einem sozialen Problemgebiet Bonns Essen aus. Nach dem Umzug nach Stuttgart arbeitete sie von 1978 bis 1993 in Gremien des Christlichen Jugenddorfwerkes mit, für das sie acht Jahre als Vizepräsidentin fungierte.

In Stuttgart trat die damalige baden-württembergische Sozialministerin Annemarie Griesinger an Christiane Herzog heran und fragte sie, ob sie sich der Sorgen von Mukoviszidose-Kranken und deren Familien annehmen könne. Daraufhin lud Christiane Herzog eine Familie mit einem an Mukoviszidose erkrankten Kind zu sich ein und erkannte, dass es sich um ein Problem handelte, für das es sich lohnt, sich einzusetzen.

Bei der Mukoviszidose handelt es sich um eine erbliche funktionelle Störung aller schleim- und schweißbildenden Drüsen. Da jede Körperzelle gestört ist, kann man von einer Multi-Organkrankheit sprechen. Am meisten betroffen sind die Lunge und die Bauchspeicheldrüse. Die zähen und dickflüssigen Drüsensekrete verstopfen die Ausfuhrkanäle der Organe, führen zu Rückstauungen und tragen so zur Bildung von Zysten bei. 1985 übernahm Christiane Herzog die Schirmherrschaft über Mukoviszidose-Kranke in der Bundesrepublik Deutschland. 1986 wandelte sie diese Schirmherrschaft in die Mukoviszidose-Hilfe e. V. um, die sich finanziell und sozial um die Patienten und ihre Familien kümmert. Mit dem Erlös ihres Kochbuches Zu Gast bei Christiane Herzog (1986) und der gleichnamigen Fernsehsendung legte sie 1997 den Grundstock für die Christiane Herzog Stiftung. Ihr galt seither ihr besonderes Augenmerk. Bei ihrem Antrittsbesuchen als Frau des Bundespräsidenten führte ihr erster Weg in die Mukoviszidose-Ambulanzen.

Außerdem übernahm die First Lady im Juli 1994 die Schirmherrschaft über die Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk der ersten Präsidentengattin Elly Heuss-Knapp (18811952) und die Schirmherrschaft über das Deutsche Komitee des Weltkinderhilfswerks UNICEF, Aufgaben die selbstverständlich mit dem Amt verbunden waren. Im Herbst 1997 wurde die Mukoviszidose-Hilfe e. V. in die Christiane Herzog Stiftung umgewandelt.

Die Tätigkeit in der Mukoviszidose-Hilfe ist ganz nach ihrem Geschmack, schrieb am 16. Dezember 1994 das FAZ-Magazin über Christiane Herzog. Wenn man den Kranken helfen will, muss man immer der ganzen Familie helfen, und Familie und Kinder bilden den Bereich, wo sie sich gerne bewegt, wo sie zu Hause ist.

Im April 1998 wurde Christiane Herzog in Frankfurt am Main für ihre Verdienste um die Küchen- und Esskultur als Küchenfrau des Jahres 1998 ausgezeichnet. Das damit verbundene Preisgeld in Höhe von 100000 Mark floss an die Christiane Herzog Stiftung. 1999 trat der SPD-Politiker Johannes Rau die Nachfolge von Roman Herzog als Bundespräsident an.

Christiane Herzog erlag am 19. Juni 2000 im Alter von 63 Jahren einem Krebsleiden. Bundespräsident Johannes Rau würdigte sie als eine bemerkenswerte Frau, die in ihrem Einsatz für andere, ihrer Freundlichkeit und ihrer Liebenswürdigkeit ein Vorbild gewesen sei. Sie sei den Menschen nahe gewesen, weil sie sich auch für die alltäglichen Dinge des Lebens interessiert habe.

Die Biografie von Christiane Herzog stammt aus dem Taschenbuch "Superfrauen 6 Medizin" von Ernst Probst und ist erhältlich bei www.verlagernstprobst.de


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